Jüngst hat das ENSI (Eidgenössische Aufsichtsbehörde über die Kernanlagen in der Schweiz) seine Stellungnahme zu den Erdbeben-Sicherheitsnachweisen der Schweizer AKW veröffentlicht. Was laut Erdbebenstudie Pegasos als unsicher galt, wird heute wieder als sicher bezeichnet. Die Schweizerische Energie-Stiftung SES hegt deshalb Zweifel am aktuellen Erdbeben-Blanko-Check. Die SES fordert das ENSI auf, die AKW an die Erdbebensicherheit laut Pegasos anzupassen.
Im Jahr 1977 wurde erstmals die Erdbebensicherheit der Schweizer AKWs untersucht. Damals galten sie als erdbebensicher. Fast 30 Jahre später gab das ENSI die Pegasos-Studie in Auftrag. Deren Resultate zeigten 2007: Die Erdbebengefahr ist für Schweizer AKW deutlich höher als bisher angenommen. Doch als Folge massiver Kritik der AKW-Betreiber wurde die Studie von swissnuclear – dem Fachverband der AKW-Betreiber – neu gerechnet: Das «Pegasos Refinement Projekt» soll die Erbebengefahren wieder kleiner rechnen, weil die Schweizer AKW Pegasos nicht überstehen würden. Die heutigen Aussagen des ENSI basieren lediglich auf Zwischenergebnissen dieses Pegasos Refinement Projekts. Wie die offzielle Erdbebengefährdung an den AKW-Standorten wirklich aussieht, ist bis heute unklar.
Die heute publizierte Medienmitteilung des ENSI enthält zu Beginn die Aussage, dass die Schweizer AKW sicher seien und endet mit einer Liste, die in neun (!) Punkten die Vollständigkeit der Analysen auf Betreiberseite fordert. Der Sicherheitsnachweis einer Hochrisiko-Technologie muss unbedingt auf vollständigen Analysen beruhen. Es ist schwer nachvollziehbar, dass die Sicherheitsbehörde nicht auf vollständige Analysen und definitive Resultate der Pegasos-Studie wartet, bevor sie die Schweizer AKW als «erdbebensicher» bezeichnet.
Autor: Sabine von Stockar, SES-Projektleiterin