KLIMANOTSTAND IN KONSTANZ…..

….einstimmig hat am 2.Mai 2019 Konstanz – die größte Stadt am Bodensee und bislang die erste Stadt Deutschlands – den Klimanotstand ausgerufen. Ein historischer Erfolg der vor allem auf das Konto der jungen und sehr engagierten KlimaaktivistInnen der Fridays-for-Future-Bewegung geht. „Die Eindämmung der Klimakrise und ihre schwerwiegenden Folgen“ soll künftig von der Stadt Konstanz als Aufgabe höchster Priorität behandelt werden. Wochenlange Demonstrationen von SchülerInnen und die Unterstützung etlicher Fraktionen des Gemeinderats veranlassten schliesslich den Oberbürgermeister der Stadt eine Beschlussvorlage zur Ausrufung des Klimanotstands ausarbeiten zu lassen. Es wird spannend sein zu verfolgen, was in Konstanz passieren wird!!!

ZOE BLUMBERG AM 2.5.2019 IM KONSTANZER GEMEINDERAT

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrter Gemeinderat,
mein Name ist Zoe Blumberg, ich bin 17 Jahre alt und gehe momentan in die elfte Klasse des Suso-Gymnasiums.

Wir haben gekämpft, die letzten Nächte waren lang und nun stehen wir endlich hier. Während ich hier rede, wird über ein unglaublich wichtiges Ereignis entschieden, nämlich die Ausrufung des Klimanotstandes in Konstanz. Sie können heute Geschichte schreiben.

Wissen Sie, bis vor kurzem war ich ganz für mich, mit meinen eigenen Problemen, Sorgen, Wünschen und Zielen. Ich fühle mich klein in dieser großen Welt. Wir alle fühlen uns irgendwie klein. Wir sind fixiert auf uns selbst und das kann manchmal gut sein und das ist völlig normal. Da ist einfach ein riesiges Paradox zwischen den eigenen Problemen, dem eigenen Sein und der großen Welt.

Aber wir sind an einem Punkt, an dem wir jetzt Präferenzen setzen und differenzieren müssen. Wir müssen uns entscheiden. Für unsere Zukunft. Und gegen unser Ego. Es ist unbequem. Aber es wird bald noch viel unbequemer.

Eigentlich kennen alle die Fakten. Wälder sterben. Meere müllen zu. Tiere verschwinden. Und je länger wir so weitermachen, desto schneller.  Sie sind bestimmt schon mal über ein Bild von einem der Wirbelstürme, der Dürren oder Flutkatastrophen gestolpert. Wir verlieren 10.500 m^2 Waldfläche. Pro Sekunde. Pro Tag sterben an die 150 Tierarten aus. Pro Jahr verlieren unsere Gletscher 335 Mrd. Tonnen Eis. Pro Jahr stößt die Menschheit 36 Mrd Tonnen co2 aus. Pro Jahr werden 6 Billionen Zigaretten geraucht, deren Giftstoffe in Böden und Gewässer gelangen. In sieben Jahren werden alle Korallenriffe abgestorben sein. Die Liste ist endlos lang und beim Lesen wird mir schlecht.

Die Klimakrise ist eine reale Bedrohung für unsere Zukunft. Wenn sich unsere Lebensweise und die Umweltpolitik in den nächsten 10 bis 11 Jahren nicht grundlegend ändern, wird unser Leben bald drastisch eingeschränkt und negativ beeinflusst sein. Die aktuelle Umweltpolitik ist viel zu kurzsichtig. Es wird längst nicht genug getan um die Erde, so wie wir sie kennen, zu erhalten.
Es ist klar, dass einer alleine nicht die Welt retten und die Erderwärmung stoppen kann. Das kann weder ein Einzelner, noch eine Gruppe von 200 Leuten, noch unsere kleine Stadt Konstanz am See. Dennoch wäre der Klimanotstand ein erster, sehr wichtiger Schritt.

Der Klimanotstand ist  für uns keine Symbolpolitik. Durch die Ausrufung des Klimanotstandes würde der Gemeinderat anerkennen, dass die Eindämmung der Klimakrise mit absoluter Priorität zu behandeln ist. Uns geht es nicht um die Beharrung auf Fehlern aus der Vergangenheit. Es ist jedoch wichtig anzuerkennen, dass wir uns aktuell nicht auf dem richtigen Weg befinden. Erst dann können wir den Blick nach vorne richten und Klimaschutz betreiben mit dem wir eine Chance haben die Erderwärmung einzudämmen.

Ich bitte Sie deswegen, dies einzusehen und dem Änderungsantrag d zuzustimmen!

Auch ist es unglaublich wichtig, dass die Öffentlichkeit regelmäßig über die Fortschritte beim Klimaschutz informiert wird. Die Verwaltung begründet die Änderung damit, dass neue Daten nur auf jährlicher Basis verfügbar sind und dass Klimaschutzmaßnahmen Zeit brauchen um ihre Wirkung zu entfalten.  Kern des Klimanotstandes ist die Erkenntnis, dass Klimaschutz zur Chefsache werden muss. Klimanotstand bedeutet, dass wir uns in höchster Not befinden.

Eine lediglich einjährige Berichterstattung suggeriert eine fehlende Dringlichkeit. Maßnahmen müssen unverzüglich erfolgen, Probleme müssen direkt erkannt und behoben werden. Eine starke Einbeziehung der Öffentlichkeit ist unabdingbar für ein Gelingen dieser schwierigen Aufgaben. Klimaschutzmaßnahmen müssen von der gesamten Bevölkerung getragen und akzeptiert werden.

Es geht bei diesem Bericht um die Einbindung der Öffentlichkeit und um ehrliche Berichterstattung. Es soll klar verständlich aufgezeigt werden, welche Maßnahmen eingehalten werden und wo noch Schwierigkeiten bestehen. Dabei geht es nicht um eine halbjährliche Berichterstattung von jährlich erscheinenden Zahlenwerten, sondern um eine ehrliche Berichterstattung von aktuellen Fortschritten und Schwierigkeiten bei der Umsetzung der bereits beschlossenen Maßnahmen. Wir glauben nicht, dass dies die Kapazitäten des Oberbürgermeisters überlasten würden. Stimmen sie deswegen für eine halbjährliche Berichterstattung des Oberbürgermeisters!

Lieber Gemeinderat, lieber Herr Oberbürgermeister, wir alle leben auf dieser Erde, wir alle werden unter der Klimakrise leiden. Deswegen sollten auch wir alle mit allen Mitteln für die Rettung unseres Planeten kämpfen. Ich bitte Sie, sich für unseren Planeten zu entscheiden.