Die Käserei Monte Ziego mit Sitz in Teningen ist neben ihren preisgekrönten Produkten auch bekannt für ihre nachhaltige Erzeugungsweise. Auf dem Weg zu Deutschlands erster Nullenergie-Käserei hat das Team um Geschäftsführer Martin Buhl nun mit einer mit Molke betriebenen Biogasanlage einen weiteren innovativen und ökologischen Baustein geschaffen. Unterstützung erhielt das Projekt dabei durch den Innovationsfonds der Badenova. Die feierliche Einweihung der Anlage fand am 08. Oktober im Beisein von Baden-Württembergs Verbraucherminister Alexander Bonde statt.
Die Herstellung von Milchprodukten verbraucht viel Energie – es entstehen dabei aber auch Nebenprodukte, die sich wiederum zur Energiegewinnung eignen. Dazu zählt Molke, welche die meisten handwerklichen Molkereien nur bedingt als Lebens- und Futtermittel einsetzen können. Monte Ziego aus Teningen, eine der größten handwerklichen Bio-Ziegenkäserei in Deutschland, hat dieses Potential erkannt und in ihr Konzept einer Nullenergie-Käserei integriert. Während ein erstes, durch den Badenova Innovationsfonds gefördertes Projekt (2010-04) zum Bau der Nullenergiekäserei beitrug, ermöglicht das Folgeprojekt (2014-09) nun den Bau der mit Molke betriebenen Biogasanlage.
Befeuert mit Biogas aus Molke erzeugt ein BHKW Strom und die Wärme für die Käseproduktion. Die Ziegenmilchproduktion, und somit das Angebot an Molke, schwankt je nach Jahreszeit. Um eine gleichmäßige Energieversorgung zu garantieren, kann die Anlage daher auch mit Bioerdgas oder aber mit Kuhmolke aus anderen regionalen Molkereien betrieben werden. Die Biogasanlage ist Teil des Gesamtkonzepts Nullenergiekäserei, welche die gesamte Produktionskette vom Milchlieferanten bis zur Verpackung möglichst nachhaltig und regional gestaltet.
Die Bestandteile des Energiekonzepts sind dabei vielschichtig. Auf dem Dach der Käserei liefert eine Photovoltaikanlage Strom. Zusätzlich sind Wärme- und Kälteanlagen in ein energiesparendes System integriert. Dabei erwärmt die Abwärme der Kälteanlage das Warmwasser für die Milchverarbeitung. So deckt die Molkerei einen wesentlichen Teil ihres gesamten Wärmebedarf aus erneuerbaren Energien. Die Hochschule Offenburg betreut das Projekt zusammen mit den beteiligten Anlagefirmen und sorgt für die wissenschaftliche Auswertung. Rund 1,8 Millionen Euro investierte Gründer und Geschäftsführer Martin Buhl 2010 in den Bau der modernen Käserei – in das neue Biogas-Blockheizkraftwerk aktuell zusätzlich nochmals rund 450.000 Euro.
„Die Käserei Monte Ziego ist ein Beispiel dafür, wie mit nachhaltiger ökologischer Produktion und Innovationen Perspektiven und Wertschöpfung für den ländlichen Raum geschaffen werden können“, sagte Verbraucherminister Alexander Bonde bei der Einweihung. Das innovative Vorhaben, anfallende Molke in einer eigens dafür erbauten Biogasanlage zu Strom und Wärme umzuwandeln, habe das Land Baden-Württemberg im Rahmen seines Bioenergiewettbewerbs deshalb gerne finanziell unterstützt und gefördert.
Auch Teningens Bürgermeister Heinz-Rudolf Hagenacker unterstrich die unternehmerische Bedeutung der Käserei für die Region: „Die Gemeinde Teningen unterstützt die Energiewende sehr engagiert. Diese kann aber nur gelingen, wenn alle mitwirken. Das Engagement von Martin Buhl ist ein herausragendes Beispiel für unternehmerische Anstrengungen im Sinne unserer gemeinsamen Zielsetzung.“
Dieser zeigte sich freudig und erleichtert: „Nach einer jahrelangen Planungszeit bin ich stolz, das Projekt nun in unseren Gesamtbetrieb integrieren zu können. Strom aus Ziegenmilch kann man zwar nicht essen, aber es soll als Beispiel dienen, wie wir uns aktiv für die Energiewende einsetzen. Diese Pionieranlage wäre allerdings ohne die finanzielle Unterstützung aus dem Innovationsfond der Badenova und dem Landespreis Biogas nicht umsetzbar gewesen.“, so Martin Buhl.
Badenova-Vorstand Mathias Nikolay hob den Multiplikatoren-Charakter des Vorhabens hervor: „Nicht nur durch die wissenschaftliche Auswertung, sondern auch durch die Veröffentlichung der Ergebnisse auf der Innovationsfonds-Webseite können zukünftig auch andere landwirtschaftliche Betriebe von Monte Ziego’s Erfahrungen profitieren. Aus diesem Grund hat der Innovationsfonds der Badenova Monte Ziego auch 2010 und 2014 mit insgesamt 241.000 Euro unterstützt.“
Badenova Innovationsfonds: Starthilfe seit 2001
Seit über zehn Jahren realisiert Badenova innovative Vorhaben mit dem Innovationsfonds. Jahr für Jahr verzichten die kommunalen Anteilseigener des Unternehmens auf drei Prozent des Unternehmensgewinns, um neuartige und ökologisch sinnvolle Klima- und Wasserschutz-Projekte mit Vorbildcharakter zu ermöglichen. Antragsberechtigt sind Privatpersonen, Kommunen, Verbände, Vereine, Unternehmen und andere Organisationen. Vor der Mittelvergabe werden die Vorhaben durch einen unabhängigen Sachverständigenbeirat und einen Beirat aus kommunalen Vertretern geprüft. In letzter Instanz genehmigt der Badenova-Aufsichtsrat die Projekte.
Dass erfolgsversprechende Ansätze im Rahmen der Projekte sich nicht exklusiv für Badenova und den jeweiligen Projektpartner auszahlen, liegt in der Natur des Innovationsfonds: das Unternehmen stellt die Ergebnisse aus den Projekten nach Abschluss immer der Öffentlichkeit unter www.badenova.de/innovationsfonds zur Verfügung und verbreitet damit vorbildliche Verfahren, Technologien und Studienerkenntnisse aktiv weiter. Neben Bau-Konzepten und Anwendungen, Forschungs-, Studien- und Entwicklungsplänen sind auch Umweltkommunikations- und Pädagogik-Projekte in der breiten Palette der Förderobjekte vertreten.
Der Innovationsfonds hat in den vergangenen Jahren insgesamt rund 24 Millionen Euro an Fördermitteln für inzwischen 223 Umweltprojekte in der gesamten Region zur Verfügung gestellt. Der Zusatzeffekt: Die Projekte haben Investitionen in Höhe von rund 108 Millionen Euro im Umwelt- und Klimabereich in der Region ausgelöst. Vorstand Mathias Nikolay: „Wer beim Klimaschutz vorankommen will, muss auch experimentelle Technologien und unerprobte Ansätze verfolgen, die nicht in erster Linie durch Renditeerwartungen bestimmt sind. Mit dem Innovationsfonds geben wir zukunftsfähigen Ideen den nötigen Spielraum.“
Zu den 2014 genehmigten Projekten zählen konkrete Vorhaben aus Weil am Rhein, Ühlingen, Freiburg, Offenburg, Umkirch, Teningen, Achern und Glottertal.
Monte Ziego – Siegen mit Ziegen
Wie eine muntere kleine Ziege behände den Berg erklimmt, so erfolgreich ist auch die Aufstiegsgeschichte von Monte Ziego. Begann Martin Buhl im Jahr 2000 noch als Ein-Mann-Betrieb mit 40 Ziegen, hat sich Monte Ziego heute zur größten handwerklichen Bio-Ziegenkäserei in Deutschland entwickelt. Derzeit 11 Demeter-Höfe mit rund 1.000 Ziegen liefern Monte Ziego rund 600.000 Liter Milch. In 2013 konnte der Biobetrieb einen Umsatz von gut 1,5 Millionen Euro erzielen. Mittlerweile hat Martin Buhl, der sich das Käsen selbst beibrachte, 20 Mitarbeiter. Auf 850 Quadratmetern produziert Monte Ziego jährlich 120 Tonnen Demeter-Ziegenmilchkäse und 13 Tonnen Bioland-Kuhmilchkäse. Der Betrieb bietet ein Sortiment feinster handgefertigter Bio-Käse mit 26 Produkten an.
Dass Martin Buhl die Ziegen liegen, zeigt nicht zuletzt ein Blick auf die Preise, die die Käserei bislang einstreichen konnte. Bereits im Jahr 2009 gewann „Monte Ziego“ bei der Käse-Weltmeisterschaft in Cremona den 1. Platz als „Cheese of the Year“, dies für seinen Ziegenfrischkäse in Olivenöl und Kräutern. Der gleiche Käse ist auch „Demeter Produkt des Jahres 2012“ geworden. 2011 erhielt der Betrieb den „Innovationspreis“ bei der Käse-WM in Verona mit der Ziegenfrischkäserolle Quitte Vanille. Die Jury der „Lebensmittel Praxis“ kürte Monte Ziego zur“ Biomarke des Jahres 2013“.