Zwei Gründe zum Feiern: Das regionale Bürgerunternehmen solarcomplex aus Singen weiht am 3. 12. in Messkirch und am 7. Dezember in Weiterdingen zwei neue Anlagen ein. Die Energie-Revolutionäre machen erkennbare Fortschritte hin zu ihrem Ziel, die Bodensee-Energieversorgung bis 2030 auf erneuerbare Energien umzustellen. Und mittlerweile unterstützen 700 Bürger der Region diese Aktion, bei der man nicht nur etwas für die Umwelt tut. Man kann dabei auch Geld verdienen.
Wärmenetz Messkirch
Die Kleinstadt Messkirch mit 6.000 Einwohnern entwickelt sich schrittweise zu einer Modellkommune bei der Nutzung heimischer erneuerbarer Energien. In Messkirch speisen bereits unzählige Photovoltaikanlagen sauberen Solarstrom ins Netz ein, darunter auch der Solarpark von solarcomplex mit gut 1 MW auf der stillgelegten Schießanlage am Hauptbühl. Alle PV-Anlagen in Messkirch zusammen verfügen über eine Leistung von rund 4,5 MW und erzeugen jährlich rund 5 Mio kWh. Außerdem sind zwei Biogasanlagen in Betrieb, welche jährlich weitere rund 6 Mio kWh erzeugen.
Damit wird bereits mehr als der gesamte private Strombedarf in Messkirch aus heimischen erneuerbaren Energien abgedeckt, bezogen auf den gesamten Strombedarf liegt der Versorgungsgrad bei rund 40 %. In naher Zukunft werden auch Windkraftanlagen in der Gegend um Messkirch dazu beitragen, den Selbstversorgungsgrad mit heimischen erneuerbaren Energien weiter zu erhöhen.
Nun wurde die bereits eindrückliche Strombilanz um einen Baustein zur Nutzung regenerativer Wärme erweitert. Ausgehend von der Biogasanlage Hopp nahe am Stadtrand hat solarcomplex ein 4,5 km langes Wärmenetz errichtet und rund 60 Gebäude angeschlossen, darunter viele kommunalen wie Stadthalle, Rathaus, Schulzentrum, aber auch Großkunden wie die Volksbank-Filiale und ein großes Möbelgeschäft. Am Stadtrand entstand eine neue Heizzentrale mit Hackschnitzelkesseln für die Mittel- und Spitzenlast. Insgesamt werden rund 400.000 Liter Heizöl durch heimische regenerative Energien ersetzt, die damit verbundene CO2-Einsparung auf der Wärmeseite beträgt jährlich rund 1.200 Tonnen.
Das Investitionsvolumen der solarcomplex AG für Heizzentrale, Wärmenetz und alle Wärmeübergabestationen beträgt gut 2 Mio Euro. Neben den ökologischen Vorteilen hat das Projekt auch einen hohen regionalwirtschaftlichen Wert, gibt solarcomplex-Vorstand Bene Müller zu bedenken: „Die Energiekosten sind geringer als bisher und sie fließen nicht mehr ab, sondern bleiben als Kaufkraft vor Ort.“
Ein Bürgerunternehmen mit Zukunft
solarcomplex, das regionale Bürgerunternehmen, will die Bodensee-Energieversorgung bis 2030 auf erneuerbare Energien umstellen. Mittlerweile 700 Bürger, aber auch Unternehmen helfen als Aktionäre, dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen. Seit der Gründung im Jahr 2000 ist die Zahl der Gesellschafter von 20 auf über 700, das Grundkapital von 37.500 auf fünf Mio € gewachsen. Und Bene Müller, einer der zwei Geschäftsführer, ist erkennbar stolz: „ Unsere Idee setzt sich durch. Immer mehr Menschen setzen sich und ihr Geld für diese Energie-Revolution ein“. Bei einem Umsatz von 11 Mio Euro lag das EBITDA (Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibung) bei rund 1,5 Mio Euro, das Ergebnis vor Steuern bei gut 400.000 Euro und das Ergebnis nach Steuern bei rund 330.000 Euro. Das Grundkapital wuchs durch die Kapitalerhöhung des vergangenen Jahres von 3 auf 5 Mio Euro. Die über 700 Aktionäre (Bürger, aber auch Unternehmen, wie allein fünf Stadtwerke der Region) freuten sich im Geschäftsjahr 2009 über eine Dividende von 5%. Während der Umsatz binnen zweier Jahren mehr als verdoppelt und das Ergebnis verdreifacht wurde, hat sich das Anlagevermögen des Bürgerunternehmens sogar vervierfacht und wird in der Bilanz nun mit rund 19 Mio Euro ausgewiesen.
Bioenergiedorf Weiterdingen
Rund 130 Gebäude werden am 7. Dezember in Weiterdingen über ein 6 km langes Wärmenetz mit Abwärme einer Biogasanlage versorgt. Zusätzlich wird diese im Winterhalbjahr mit Wärme aus Holzhackschnitzeln unterstützt. Die Stromeinspeisung der Biogasanlage sowie aus den zahlreichen Photovoltaikanlagen entspricht etwa dem 3-fachen des Strombedarfs des Ortes. Das Investitionsvolumen der solarcomplex AG für Heizzentrale, Wärmenetz und alle Wärmeübergabestationen beträgt gut 3 Mio Euro.
Autor: PM/hpk