Es wird eng für das AKW Fessenheim

Der Straßburger Stadtrat hat sich am 11.4. bei nur einer Enthaltung für die Schließung des ältesten französischen Atomkraftwerks Fessenheim im Elsass ausgesprochen. Zudem fordert die Fessenheim-Überwachungskommission (CLIS) neue Sicherheits-Gutachten. Droht dem AKW Fessenheim im Erdbeben-gefährdeten Oberrheingraben nahe Lörrach jetzt das Aus? Zumal es dort Anfang des Monats einen Störfall gegeben hat, bei dem Radioaktivität „freigesetzt“ wurde.

Die CLIS fordert, vor allem die Risiken bei einem Erdbeben und einer Überschwemmung “so rasch wie möglich” neu zu bewerten. Sie reagierte damit auf den wachsenden Druck von Umweltschützern auf beiden Seiten des Rheins. Vor allem in Deutschland und der Schweiz wird angesichts der Atomkatastrophe in Japan der Ruf nach einer Stilllegung des AKW am Oberrhein immer lauter. Die Anlage gilt als altersschwach und pannenanfällig. Zudem steht sie in einer erdbebengefährdeten Region.

Die vor 33 Jahren gegründete Fessenheim-Überwachungskommission (CLIS) soll den Betrieb des Atommeilers beobachten und die Öffentlichkeit über etwaige Risiken informieren. Dazu gibt sie auch Gutachten bei Experten in Auftrag, die vom französischen Stromkonzern EdF unabhängig sind. Der Kommission gehören unter anderem Vertreter der französischen Atomaufsicht ASN, des AKW Fessenheim, der umliegenden Gemeinden sowie Umweltschützer an.

Erhöhte Strahlung nach „Störfall“?

Und der BUND aus Freiburg schlägt Alarm. Nach seinen Recherchen trat nämlich am 4. April in Fessenheim verstärkt Radioaktivität aus. Laut einer Mitteilung des Kernkraftwerks hat die AKW-Leitung der französischen Atomaufsicht einen Vorfall gemeldet. Dieser wurde in die Stufe 1 der internationalen Störfallskala eingeordnet – also in das unterste Level des Gefahrenspektrums. Angeblich habe kein Sicherheitsrisiko bestanden.

Demnach stand der Reaktor von Block 1 in Fessenheim am ersten April-Wochenende still. Begonnen hatten die Probleme, als am Samstag eine Pumpe im nicht-nuklearen Bereich des Kraftwerks repariert werden musste. Hierfür sei die Stromproduktion von Block 1 gesenkt worden, teilte die Kraftwerkleitung mit. Als die Leistung nach Ende der Arbeiten einen Tag später wieder hochgefahren werden sollte, sei es allerdings zu einem Bedienungsfehler gekommen, so der BUND in einem Protestschreiben. Und weiter: „Per Mail wurden wir heute auf eine möglicherweise erhöhte Strahlung in Zusammenhang mit diesem „Störfall“ hingewiesen.“

Im Internet haben die deutschen Umweltschützer dann auf der Seite des Bundesamtes für Strahlenschutz (BFS) auf einigen Messstationen recherchiert und Erhöhungen der Ortsdosisleistung (ODL) am 4.4.11 morgens ab 4 Uhr festgestellt. Die lokalen Anstiege der üblichen Werte der einzelnen Stationen schwanken von 20 bis zu 45 Prozent, je nach Meereshöhe. Je weiter östlich ODL-Messwerte als Diagramm aufgerufen werden, umso später ist der besagte Spitzenwert erkennbar. Je weiter nördlich untersucht wird, umso geringer fallen die Anstiege aus. Es fällt also

ein flächendeckender „kleiner Peak“ am 4.4.2011 auf. Ob dieser „Peak“ im Zusammenhang mit dem Störfall steht oder andere Ursachen hat, ist unklar.

Wenn der Störfall in Fessenheim zu einer „Freisetzung“ von Radioaktivität geführt hat, dann wäre das nach Ansicht der Freiburger Umweltschützer ein Grund, die Öffentlichkeit zu informieren. Denn schon das Entweichen nur „kleiner“ Mengen an Radioaktivität führt nach Ansicht des BUND und vieler Experten zu einem erhöhten Krebsrisiko. Bislang jedoch wurde die Öffentlichkeit von offiziellen Stellen nicht über diesen „Störfall“ informiert.

Immerhin rührt sich nun auch in Frankreich, wo die Anti-Atomkraft-Debatte bisher kaum eine Rolle spielte, vermehrt Widerstand. Bislang waren es vor allem Umweltschützer aus der Schweiz und Deutschland, die gegen das älteste französische Atomkraftwerk protestierten. Für Fessenheim im Elsass wird es also richtig eng.

Autor: PM/hpk

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