„Unser Trinkwasser muss sauber bleiben“

Gemeinsame Front gegen Fracking: Nach dem Gemeinderat und dem Oberbürgermeister hat nun auch der Konstanzer Landtagsabgeordnete Siegfried Lehmann von den Grünen gegen geplante Erdgas-Bohrungen in der Bodenseeregion protestiert: „Keine Probebohrungen und seismischen Messungen, solange Unklarheit über Auswirkungen auf die Umwelt herrscht.“ Der Fracking-Methode erteilt er eine klare Absage. Und watscht nebenbei seine Abgeordneten-Kollegen noch ordentlich ab.

Der Konstanzer Landtagsabgeordnete Siegfried Lehmann lehnt jegliche Art von Erdgasbohrungen durch die umstrittene Fracking-Methode in der Bodenseeregion ab: „Wir leben hier an einem der wichtigsten Trinkwasserspeicher. Es kann nicht sein, dass eine derart gefährliche Methode wie das Fracking die Trinkwasservorräte gefährdet.“ Schon am 1. März hatte sich der Konstanzer Gemeinderat gegen solche Bohrungen ausgesprochen. Und OB Horst Frank hat erst in dieser Woche diese Ablehnung gegenüber Bund und Land bekräftigt.

Die „Fracking“ genannte Bohrmethode wird benutzt, um an das schwer zugängliche Erdgas in großen Tiefen zu kommen. Dabei wird ein Gemisch aus Sand, Wasser und Chemikalien mit hohem Druck in den Boden gepresst, um Gesteins- und Kohleschichten aufzubrechen und das Gas frei zu setzen. In den USA haben Konzerne wie ExxonMobil oder Halliburton bereits zehntausende Bohrungen mit teilweise schwerwiegenden Folgen durchgeführt. Wie realistisch die Gefahr ist, zeigen zwei Pannen bei Exxon-Bohrungen in der Lüneburger Heide. Durch ein Rohrleitungsleck im Erdgasfeld Söhlingen gelangten giftiges Quecksilber und krebserregendes Benzol in Erdreich und Grundwasser.

Lehmann geht zwar davon aus, dass ein Antrag auf seismische Messungen von Seiten des Landes nicht genehmigt werden würde, dennoch rät er zur Wachsamkeit. Denn die Ankündigung, wonach das Unternehmen 3Legs Resources eine Verlängerung der Erkundungslizenz beantragt habe, lasse aufhorchen: „Bislang hat das Unternehmen keinen Antrag auf Erkundungsbohrungen oder seismische Messungen gestellt. Es wäre wichtig, dass die Bundesregierung die dringend erforderliche Reform des Bundesbergrechts nicht weiter blockiert und auf Bundesebene möglichst bald eine klare Aussage zum Umgang mit Anträgen auf Gewinnung unkonventionellen Erdgases vorlegt, bevor wir in unserer Region auf einen entsprechenden Antrag reagieren müssen“, fordert Lehmann.

Vor diesem Hintergrund sei es umso bedauerlicher, dass letzte Woche im Bundestag die Regierungsfraktionen von CDU/CSU und FDP mit ihrer Mehrheit im Bundestag in namentlicher Abstimmung ein zweijähriges Moratorium abgelehnt haben. „Damit wird deutlich, dass sich die Bundestagsabgeordneten von CDU und FDP zwar am Wochenende in ihren Wahlkreisen bei ihren WählerInnen gegen Fracking aussprechen, unter der Woche in Berlin aber ganz anders abstimmen.“ Deutliche Kritik also an den Konstanzer Bundestagsabgeordneten Homburger (FDP) und Jung (CDU).

Nach Aussagen von Lehmann unterstützt Baden-Württemberg die eingebrachte Bundesratsinitiative von Nordrhein-Westfalen, wonach das Bundesbergrecht derart verändert werden soll, dass eine Umweltverträglichkeitsprüfung für die Genehmigung von Erkundungs- und Aufsuchungsanträgen zur Förderung von Bodenschätzen wie unkonventionellem Erdgas unumgänglich wird.

Zur Sicherstellung der Trinkwasservorräte in der Bodenseeregion fordert Lehmann: „Sollten tatsächlich Anträge auf seismische Messungen oder Erkundungsbohrungen eingereicht werden, so hielte ich es erforderlich, dass wie in Nordrhein-Westfalen jegliche Anträge auf Bohrungen sowie Vorbereitungen für Bohrungen mit der Fracking-Methode bis zur Vorlage des Gutachtens zu den langfristigen Folgen für Mensch und Umwelt abgelehnt werden.“

Autor: PM/hpk